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Die Rache der Brettgeräte
SCHACH — Vereinsspieler kämpften gegen "historische" Computer

Nichts los beim Vereinsabend in den Sommerferien? Nicht so bei der Schachvereinigung Lauterbach. Denn mit dem Vorsitzenden Jürgen Struth und Dr. Andreas Klein verfügen die Lauterbacher Schachspieler über zwei passionierte Sammler von "historischen" Schachcomputern. Zusammen nennen beide mehr als 50 Geräte ihr eigen. Zum Vereinsabend luden sie nun alle Spieler ein, sich gegen fünf dieser Geräte zu messen.
Es war die "gute alte Zeit" der Schachprogrammierer: die 1980-er und 90-er Jahre, als noch längst nicht jeder einen leistungsstarken Computer zu Hause hatte, den man nur mit einen guten Software hätte ausstatten müssen. Noch diskutierte die Fachwelt darüber, ob ein Schachprogramm jemals so gut wie ein Mensch werde spielen können – bis das Schachprogramm "Deep Blue" im Jahr 1996 mit seinem Sieg gegen den damaligen Weltmeister Garry Kasparov diese Diskussion beendete. Heute wird kaum noch gegen Computer gespielt, weil die Rechnerkollegen einfach viel zu stark geworden sind, stattdessen spiel man mit ihnen, indem sie zur Vorbereitung und Analyse herangezogen werden – und das sind dann auch keine reinen Schachcomputer, sondern "normale" Rechner mit Programmen wie "Fritz", "Houdini" oder "Shredder", um nur einige zu nennen. Doch vor 30 Jahren tobte noch der Kampf um den besten Schach-Programmierer und das leistungsstärkste, bezahlbare und am besten auch noch elegante Gerät.
Und in dieser Zeit kamen viele Schachcomputer auf den Markt mit integrierten Schachbrettern, man wollte den Spielern das Spielen möglichst leicht machen, und manche waren sogar durch ausgefeilte Technik in der Lage, selbst die Figuren zu ziehen.



Beim Vereinsabend der Schachvereinigung Lauterbach brachten die Sammler Struth und Klein nun fünf Geräte mit: den "Milton Bradley", eine Rarität aus dem Jahre 1983 mit einer Spielstäke von ca. 1600 DWZ, der seine Figuren eindrucks- und geräuschvoll mit der Magnetschiebetechnik selbstständig bewegt, ebenso wie der "Excalibur Phantom Force", ein Nachbau aus dem Jahr 2007 mit DWZ von 1653. Während ersterer noch ein abenteuerliches Remis gegen seinen menschlichen Gegner aus der 2. Mannschaft von Lauterbach erkämpfte, musste "Excalibur" sich zwei Mal geschlagen geben. Das sicherlich stärkste Gerät war der "Mephisto MM5" aus dem Jahr 1997 mit einer DWZ von über 1900, das an diesem Abend ungeschlagen blieb. Der "Mephisto Berlin 68000" aus dem Jahr 1992 mit einer DWZ von über 2000 (nach Herstellerangaben) brachte es auch nur zu einem Remis, während der Fidelity Mach III (Designer 2265) zunächst zwei Mal siegte, dann aber auch einmal geschlagen wurde.
Im Lauterbacher Kampf Mensch gegen Maschine konnten insgesamt die Menschen drei Siege für sich verbuchen, die Computer vier bei zwei Remisen, so dass die Rache der von der Zeit verdrängten Brettgeräte mit 5:4 gelungen war. Die Menschen hingegen hatten das, was die Computer niemals haben, nämlich eine Menge Spaß, lernten zudem etwas über Technikgeschichte und werden dieses Event baldmöglichst mit fünf anderen Computern aus den Sammlungen wiederholen.