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Die Rache der Brettgeräte Teil 2
Mensch gegen Maschine: Schachverein spielt gegen alte Brettcomputer

Bereits im letzten Sommer fand beim Spielabend der Schachvereinigung Lauterbach ein Kampf Mensch gegen Maschine statt. Der Vorsitzende Jürgen Struth und das Vereinsmitglied Andreas Klein sind beide passionierte Sammler alter Schachcomputer und bringen es zusammen auf über 60 Exemplare. Hatten bei der ersten Veranstaltung, in der die aktiven Spieler Lauterbachs gegen die Maschinen antragen, noch die Schachroboter im Mittelpunkt gestanden, so waren es diesmal leistungsstarke Geräte aus den 1980-er und 1990-er Jahren (derweil längst vom PC und Schachprogrammen aus der Geschichte gekickt, aber Symbole für Kreativität und Können vieler Programmierergenerationen), die den Menschen das Leben schwer machen sollten.
Für die Maschinen gingen vier Geräte an den Start, zwei davon aus der früheren, damals führenden deutsche Schachcomputer-Firma Hegener und Glaser, aus der bekannten Modellreihe „ Mephisto-Schachcomputer“. Erstens und am stärksten: der Mephisto Magellan aus dem Jahr 1998, mit einer ELO von 2235, ein Magnetsensor-Gerät (auf großem Turnierbrett „München“). Sein Programm war der Vorläufer des bekannten PC-Programmes „Fritz“ und das letzte Modul, was seinerzeit für die Brettgeräte auf den Markt kam. Dann der Mephisto MM 5 aus dem Jahr 1990 mit einer ELO von 1997, ebenfalls ein Magnetsensor-Gerät (auf dem Brett „Exklusive“). Des Weiteren trat der Saitek Simultano (1988, Elo 1800) an, ein Gerät, das gegen mehrere Gegner gleichzeitig spielen kann, und zuletzt der Novag Sapphire II (1997, ELO 2100), ein unscheinbares, aber spielstarkes Taschengerät.
Menschen lassen sich freilich gerne ablenken, es herrschte schließlich keine steife Turnieratmosphäre, sondern gute Stimmung, die der Spielstärke der Menschen schadet – den Computern ist dies völlig egal. Gegen den stärksten Computer, den Mephisto Magellan, setzte Struth mit Christoph Herda und Martin Krauss ein Team von zwei Spielern an, die zu den stärksten des Schachvereins gehören. Die erste Partie ging glatt verloren, aus zwei weiteren Partien gelang immerhin ein menschlicher Sieg. Der Mephisto MM5 wurde nur ein Mal vom Team Norbert Mende / Heinz Reese und Roland Zorn heraus gefordert und gewann. Gennady Mil holte gegen den Saitek Simultano 1,5 Punkte aus zwei Partien, ein Team aus Heidi Kuschel, Roman Zorn und Jörg Kiepe remisierte gegen den Novag Sapphire II. (Die Teams durften sich beraten, aber ohne Figuren zu verschieben, also quasi ohne zu probieren.)
Insgesamt siegten also wieder die Maschinen mit 4:3 Punkten, doch tatsächlich gewannen die Menschen, nämlich an Erfahrung, was den Computern versagt blieb. Die Sammlungen der beiden Schachcomputer-Enthusiasten Struth und Klein sind noch lange nicht ausgeschöpft, so dass der Kampf Mensch gegen Maschine wohl noch in eine dritte Runde gehen wird.


Jürgen Struth (links) und Andreas Klein stellten ihre Computer vor.